
Gleichzeitig erwacht bei vielen
Skeptikern schlagartig die Theorie zur Existenz einer höheren Macht,
deren Antwort auf menschliche Fehltritte aus sozialen Krisen
besteht.
Ursache und Wirkung
Betrachtet man die aktuellen Problemsituationen unserer Zivilisation, so ist das schlechte Karma, das die Menschheit im Laufe der Jahrhunderte angehäuft hat, kaum noch zu übersehen. Naturkatastrophen, soziale Missstände und andere Folgeerscheinungen vermeintlichen Fortschritts zwingen selbst den energischsten Fortschrittsjünger dazu, einzusehen, dass es ein übergeordnetes Gefüge geben muss, dessen der Mensch ohne ein gewisses Maß an spiritueller Demut nicht habhaft werden kann. Und so werden Realisten heimlich zu Spiritualisten, Wirtschaftskonzerne zu Ökofabrikanten und esoterischer Hokus Pokus zum spirituellen Quell für zukunftsweisende Werte und Normen. Der Beweggrund: Die Krisen der Neuzeit auf den letzten Drücker in den Griff zu bekommen, ehe es zu spät ist.
I. Abstraktes Denken als Triebfeder allgemeingültiger Wertevorstellung
Es ist ein monotoner Alltag, der die menschliche Zivilisation heimgesucht hat. Die Uhr gibt den Takt vor, in dem wir produzieren und konsumieren. Manch einer vergleicht die Gesellschaft bereits mit einer Legebatterie, einer Zuchtstätte für intelligentes Nutzvieh. In der Tat fällt es schwer, dieses Gleichnis zu widerlegen, wenn Wachstum und Wohlstand die kollektiven Ziele stellen, die es laut Politik und Wirtschaft zu erreichen gilt.
Für einen Großteil der Bevölkerung bedeutet der Kapitalismus nichts anderes, als mehr Überstunden und weniger Freizeit, inklusive aller Entbehrungen, die damit einher gehen. Seien es nun gesundheitliche Beeinträchtigungen aufgrund chronischer Überforderung oder soziale Defizite, die auf eine immer unpersönlichere, hastigere Welt zurück zu führen sind - die auf Fortschritt getrimmte Gesellschaft fordert in vielen Lebensbereichen ihren Tribut.
Kein Wunder also, dass sich immer mehr Menschen von der materiellen Fortschrittsmaschinerie der Moderne distanzieren und stattdessen Erfüllung in immateriellen Dingen suchen. Erleuchtung, Seelenfrieden, körperliche und geistige Harmonie sind in diesem Zusammenhang häufig genannte, abstrakte Begriffe, die verdeutlichen, dass der Sinn des Lebens nicht er-griffen sondern nur be-griffen werden kann.
II. Spiritualität als Triebfeder gesellschaftlichen Umdenkens
Für die einen mag es verwunderlich erscheinen, dass eine spirituelle Strömung, die nicht zwingend an wissenschaftliche Tatsachen gebunden ist, in einer fortschrittsorientierten Welt wie der unseren plötzlich unheimlich populär wird. Für die meisten Esoteriker aber ist der momentane Eso-Trend eine logische Konsequenz. Nicht nur, dass das auf Harmonie, teils auch auf Fantasie beruhende Konzept eine erfrischende Alternative zur nüchternen Realität der Leistungsgesellschaft bietet. Darüber hinaus beinhaltet die Esoterik auch viele Werte- und Normvorstellungen, die unserer modernen Zeit mehr und mehr verloren gehen.

III. Imagination & Interpretationsfreiheit als Triebfeder der Spiritualität
Kritiker der esoterischen Lehre bemängeln häufig, dass die Überzeugungen ihrer Anhänger keine nachweisliche Grundlage besitzen. Diese Behauptung ist maßgeblich darauf zurück zu führen, dass sich im Weltbild der Esoterik Natur- und Geisteswissenschaften miteinander vermischen. Während die Aspekte der Heilkunde beispielsweise durchaus realitätsnah sind, zeichnet sich die spirituelle Überzeugung vor allem durch ihre Verwebung verschiedener Naturreligionen und 'heidnischen' Bräuche aus. Polytheismus, Schamanismus und Kosmologie sorgen dabei für einen äußerst freien Interpretationsspielraum der tatsächlichen Glaubensstruktur.
"Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt."
Albert Einstein
Gaieye by zaubergarden |
...und die Moral von der Geschicht?
Kennzeichnend für die Esoterik ist des Weiteren auch die Verknüpfung von Psychologie und Numerologie. Die Annahme, dass seelische Entwicklungen einem gewissen Zyklus unterliegen, der durch die Zuordnung von Zahlensymbolik abgefragt werden kann, ist weit verbreitet. Er festigt die esoterische Überzeugung, dass das Leben an sich aus aufeinander aufbauenden Lernphasen besteht, die dazu dienen, das Bewusstsein zu veredeln. Sich auf diesen lebenslangen, geistigen Entwicklungsprozess zu fokussieren ist demnach das übergeordnete Ziel und sorgt nach und nach für eine bessere Harmonie des Menschen mit sich selbst, wie auch dem kosmischen Ganzen.
